Giersch – ein vielseitiges (Un)-Kraut
- Deutsche Akademie für Naturheilkunde
- 27. Mai 2022
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 6. Apr.
Ich gebe zu, bis vor meiner Kräuterpädagogenausbildung kannte ich Giersch so gut wie gar nicht. Keiner wollte ihn haben, das wusste ich. Und auch ich bin sicher schon viele Male an ihm vorbeigegangen, ohne ihn als so vielseitiges Kraut zu erkennen. Meine fünf Lieblings-Giersch-Rezepte gibt es jetzt...

Wissenswertes in Kürze
Der Giersch, ein Doldenblütler, ist gesund, es steckt ein Vielfaches an Vitamin C und Eisen in ihm als in einem Kopfsalat, haufenweise echte Kieselsäure sowie Magnesium und Kalium. Er reinigt, entwässert und hilft bei rheumatischen Erkrankungen und Gicht. Herz- und Nierenkranken sei er auch als Kur eher weniger angeraten.
Aber er hat auch giftige Vertreter wie den gefleckten Schierling, die Hundspetersilie, den Bärenklau oder den Heckenkälberkropf. Hier habe ich dir den Giersch genau beschrieben, um Verwechslungen beim Sammeln zu vermeiden. Bist du dir nicht sicher, nimm einfach mal bei einer Kräuterführung teil oder nutze ein Erkennungsbuch oder eine App, um ganz sicherzugehen.
Der Giersch lässt sich hervorragend in Küche und Garten nutzen. Hier folgen meine fünf Lieblingsrezepte und Einsatzgebiete.
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Rezept 1: Tee
Der Tee ist super gesund und schnell gemacht. Sammle so viel Giersch, wie du möchtest, entweder zwei bis drei frische Triebe für eine Tasse Tee oder eine halbe Handvoll für eine Kanne. Ich trockne ihn sehr gern, da er so länger haltbar ist, gerade die jungen Blätter, die nicht ganz so bitter schmecken. Auf einem Handtuch, Backpapier o.ä. kannst du ihn für ca. 1 Woche bei Raumtemperatur trocknen und dann einfach im Istzustand oder etwas zerkleinert in ein Glas oder ein lichtundurchlässiges Gefäß füllen. Der Tee kann bei kühler, dunkler und trockener Lagerung 1 Jahr lang genossen werden. Danach kommt er bei mir auf den Kompost. So habe ich weiterhin etwas davon.
So geht`s:
1 EL getrockneten Giersch auf eine Tasse Wasser, mit kochendem und nicht mehr blubbernden Wasser aufgießen, 5 Minuten abgedeckt ziehen lassen, abseihen, evtl. süßen und genießen.
Rezept 2: Petersilienersatz
Ähnlich wie beim Tee, wird auch für die Giersch-Petersilie der Giersch eine Woche getrocknet, manchmal mache ich das auch zehn Tage. Dann knipse ich die restlichen Stiele ab und ab in den Schredder, den Mixer. Wenn es klein genug ist, kommt es in ein altes Marmeladen- oder Gurkenglas, wird beschriftet und ab ins Gewürzregal. Für mich ist es eine wunderbare Alternative, da mir im Garten eher kaum meine Petersilie gelingt. Ich beschrifte meine Produkte selten mit einem Datum, da ich jeden Frühling eine Inventur mache und sobald ich für Nachschub sorge, kommt der Rest auf den Kompost. Das nenne ich nachhaltig.
So geht`s:
Einfach statt Petersilie den getrockneten Giersch nehmen. Hier reicht schon die Hälfte weniger, da er sehr viel mehr Nährstoffe besitzt als Petersilie.
Rezept 3: Salat
Für den Salat nehme ich einen Mix aus frischen und älteren Blättern und Trieben. Einfach pflücken, kurz waschen, klein schneiden und ab in den frischen Salat. Vielleicht blüht der Giersch auch gerade, dann kann man den Salat neben ein paar anderen bunten Blüten auch mit den Blüten des Gierschs dekorieren. Aus den Gierschblüten kann auch einen prima Essig zaubern.
So geht´s:
Pflücken, waschen, schneiden und ab in den Salat.

Rezept 4: Spinatersatz
Auch als Spinat kann der Giersch angerichtet werden. Ich ärgere mich oftmals, wenn der Spinat zu groß ist und ich alles wieder einfrieren muss. Ich kaufe nur noch selten welchen, denn mein Spinat, der nebenbei immer frisch und sehr viel gesünder ist, wächst bei uns im Garten. Ich pflücke mir meinen Teil immer frisch und verfeinere ihn mit Sahne, Zwiebeln machen den Spinat etwas schmackhafter. Hier nutze ich gern die älteren Blätter. Dieser Spinatersatz hat sehr viele Vorteile: frisch immer zur Hand, mehr Mineralstoffe usw.
So geht`s:
Den Giersch frisch pflücken. Bitte denke daran, dass er sehr schrumpft. Du solltest also eine ordentliche Menge pflücken, etwa das Dreifache von dem, was du auf dem Teller haben möchtest. Den Giersch kurz abwaschen und evtl. klein schneiden. Die Zwiebeln klein schneiden und andünsten (Butter, Buttarine, Olivenöl...), bis sie leicht braun werden. Nun den Giersch kurz dazu geben und kurz mitdünsten. Dann die Sahne dazu, auf kleinster Flamme solange köcheln lassen, bis der Spinat nicht mehr so zäh ist, bitte öfters durchrühren und hin und wieder probieren. Auf Resthitze kurz auf dem Herd lassen und dann ab auf den Teller. Guten Appetit.
Rezept 5: Pflanzenstärker
Last aber nicht unbedingt least, wäre da noch mein Rezept für den Garten. Ein Mal in der Woche kommt es auf den Tomatenboden, der mit Rasenschnitt versorgt wird. Meine neu gepflanzten Hecken bekommen auch hin und wieder einen Schluck. Besonders mäkelige Pflanzen bekommen den Boost. Hierzu lege ich das abgesiebte Gierschkraut um die Pflanze herum und gieße sie mit normalem Wasser, kein Dünger. Der Giersch gibt die Stoffe mit dem Wasser in den Boden ab, nach und nach. Es bringt was, probier es gern mal selbst aus.
So geht`s:
⅓ bis ½ 10 Litereimer voll Giersch füllen, Wasser hinzugeben, bis kurz vor dem Rand. Einen Deckel drauf, zehn bis vierzehn Tage in die Sonne stellen (je nach Witterung), jeden Tag ein Mal umrühren und fertig ist der Tomatendünger oder Pflanzenstärker.
Ich habe immer einen Eimer beim Komposthaufen stehen, man kann den Dünger aber auch in Flaschen abfüllen. Hier würde ich aber hin und wieder mal den Verschluss kurz öffnen, damit die Flasche sich nicht aufbläht, falls es noch nachgärt.

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